Regie: Tony Dunham
Musikalische Leitung: Anne & die Zarten Jungs
Ausstattung: Falko Herold
Dramaturgie: Petra Paschinger
Regieassistenz und Abendspielleitung: Constanze Burger
mit: Anne Simmering und Anne & die zarten Jungs (Fabian Berghofer - Bass, Oliver Kerstan - Drums, Harald Rutar - Akkordeon),
Christian Oliveira, Maria Vogt, Max de Nil, Kai Brecklinghaus, Georg Zeies, Andreas Anke, Philipp Reinheimer
„Der Leutnant von Inishmore“ ist eine gut gestrickte Farce zwischen roher Gewalt und teils brutaler Komik, aber auch pointierter Ironie. Ruhepunkte sind De Nil und Brecklinghaus, die als Dorf-Dödel Donny und Davey immer haarscharf vor der Ermordung stehen, aber, ganz in ihrer Dumpfheit ruhend, mehr Gelassenheit ausstrahlen denn nackte Panik. Einen charmanten musikalischen Bogen spannt Anne Simmering mit ihrer Band „Die zarten Jungs“: Sie im blauen Nixen-Kostüm, ihre Musiker mit Schafsbock-Masken, präsentieren sie irische Gassenhauer oder „Idon't like Mondays“ von den Boomtown Rats. Regisseur Tony Dunham gelang eine stimmige Inszenierung der Terror-Groteske (…)
25.3.2007
Der Leutnant von lnishmore" und die Entlarvung des ganzen Schwindels da draußen
Weswegen werden im Großen und Kleinen nicht alles Kriege geführt. Da geht es um Macht, um Öl, um Rohstoffe. Um verletzte Eitelkeiten, nie verrauchte Wut, eine zerbrochene Kaffeetasse. Bei Martin McDonagh ist es eine Katze. Genauer: Eine tote Katze. Noch genauer: Ei ne hirnentkernte Katze. Dummerweise ist die der einzige Freund des komplett durchgeknallten Padraic. Was für ein Katzenfreund. Liebt angeblich seinen Mäusejäger über alles, anderen Katzen das Hirn rausknallen, das macht ihm allerdings nichts aus. Am End e wird ihm das wenige Hirn rausgeknallt. Und das ist gut so. "Der Leutnant von Inishmore" - die Story hört sich brutal an. Und macht doch Freude und sprudelnd gute Laune. Die ist zu einem großen Teil Sängerin Anne Simmering und ihren zarten Jungs gewidmet. Ganz große Klasse, die Songeinlagen. Außerdem passt bei dieser Inszenierung unter der Regie von Tony Dunham einfach alles. Die Besetzung. Die Dosis an schwarzem Humor. Vor allem auch die Blutdosis. Blut gibt es erst ganz zum Schluss. Und auch dann nicht so dolle. Dunham kommt komplett ohne Schockeffekte aus. Er lässt dumme Tölpel Brutalo Krieg spielen. Wenn der letzte Song erklingt, sind sie alle gar nicht mehr tot. Die Inszenierung ist ein absolutes Highlight, weil sie eine geniale Antwort gibt auf den ganzen Schwindel, der in unserer Welt "da draußen" abgeht. Wie Dunham den "Leutnant von Inishmore" inszeniert, das ist absurdes Theater, das die ganze, heillose Absurdität dieser Welt entlarvt.
Pat Christ, Leporello